Vom 14. bis 19. April drehte sich in Mailand alles um den Salone del Mobile und damit um Interior Design. CASA&PIÙ versucht in diesem Bericht, die Tendenzen betreffend Farben, neue Formen, Materialien und Muster herauszustreichen, die da wären:
Warme Erdtöne und maritime Farben, die Behaglichkeit vermitteln – damit es nicht allzu harmonisch wird, setzen Gelb oder kräftiges Rot einen Akzent. Bezüglich Materialien figurieren Leder, schlank verarbeitet – etwa als Sitzschale –, und Marmor hoch oben im Trendbarometer.
Jene, die beim Wohnen das Unspektakuläre schätzen, Behaglichkeit suchen und weiche Stoffe bevorzugen, werden an den Neuheiten, die in Mailand nun erstmals gezeigt werden, Gefallen finden.
Mehrere Hallen sind im Rahmen der Euroluce für die Leuchten-Kreationen reserviert. Sie zeigt architektonisch reduzierte, opulente und sinnliche Leuchtenkreationen, wie etwa die Pendelleuchte «Invero» von Carlotta di Bevilacqua für Artemide.(Artemide).
Möbelneuheiten sind im Salone weniger auszumachen, man setzt auf Re-Editionen und modifiziert schon Dagewesenes, in unserer schnelllebigen Zeit sehnt man sich eben nach Bestehendem.
Rot sowie Blau und Beige setzen einen Akzent in die sonst sehr ausgewogenen Farbpalette mit warmen Erdtönen. Schwarzer Marmor wird gerne imitiert und täuschend echt nachempfunden mittels schwarz eingefärbten Laminats.
Besonders wichtig sind heuer weiche Stoffe, Velours in allen Stärken – Zweck: wohliges Feeling. Messing und Kupfer in glänzend-goldener Ausführung treten dezenter als bisher auf, spielen aber nach wie vor eine wichtige Rolle.
Die Formen sind filigran wie etwa schlanke (Messing-)Beine an Tischchen, Stühlen und Sideboards. Die riesigen Sofa-Landschaften haben sich auf „Normalmaße“ reduziert und damit ihren Anwendungsbereich wesentlich vergrößert. In Zeiten moderner Lofts gibt es kaum noch Betten ohne hohe Rückenlehne; sie können dadurch frei im Raum stehen und bieten dennoch Privatsphäre. Immer höher werden die Rückenlehnen von Sesseln und Stühlen – angepasst an den Fact, dass die Menschen immer grösser werden. So geschehen zum Beispiel beim Eames’ Plastic Chair von Vitra oder beim Stuhl «Kayak» der Firma Alias, welche übrigens einen wunderschönen Zementtisch mit Zwiebelfuß herausgebracht hat.
Vincent van Duysen, Piero Lissoni, die Brüder Bouroullec, und Patricia Urquiola waren heuer die Top Interior Designer in Mailand. Auf der Möbelmesse wurden auch diverse Jubiläen mit besonderen Inszenierungen gefeiert: so unter anderem bei Molteni 80 Jahre Firmenbestehen, bei e15 20 Jahre, bei USM das 50-Jahr-Jubiläum seines Erfolgsprodukts, dem USM-Haller-Möbelsystem und bei Cassina mit der «LC Collection» von Le Corbusier 50 Jahre Produktion.
Wie immer ist Moooi mit einem spektakulären Auftritt in historischen Hallen ein echtes Highlight. Designer Marcel Wanders macht bei Moooi, dem Label, das er einst mit Casper Vissers von der Bulgari-Gruppe (zu der auch B&B gehört) zurückgekauft hatte, jetzt vom Entwurf (derzeit vor allem Teppiche) bis zur Inszenierung alles selber.
«Ventura Lambrate» ist weiterhin beliebt, tausende Besucher pilgern in das Quartier hinter dem Bahnhof Lambrate, um in Hinterhöfen, alten Werkhallen und Ateliers die Werke weniger bekannter Gestalter zu besichtigen, zu denen dieses Jahr erstaunlich viele Niederländer, Norweger und Belgier gehören.